Skip to content

Little Big Data – Visualisierung und Analyse von Zusammenhängen mit Smartphone und Browser

Das Thema Big Data sollte auch in Schulen betrachtet werden. Der Beitrag zeigt, wie dies mit einfachen Mitteln im Mathematik­unterricht gelingen kann. Er beschreibt einen handlungsorientierten Zugang zur Behandlung dieses Themengebietes, der nur wenig Vorbereitungsaufwand erfordert.

Jeder Computernutzer mit Internetzugang hat Zugriff auf eine gigantische Datensammlung im Web. Daneben existieren Sammlungen nicht öffentlicher Daten ähnlichen Ausmaßes. Diese entstehen u. a. dadurch, dass Telekommunikations- und Internetunternehmen Datennutzung protokollieren und auswerten, um das Kaufverhalten ihrer Kunden besser zu verstehen. Weitere Daten, insbesondere von elektronischen Sensoren, fallen durch den Ausbau des sogenannten Internets der Dinge („Internet of things“) an. Derartige Massendaten und alles, was mit ihrer Analyse zu tun hat, bezeichnet man als Big Data.

Im Bereich dieser Technologie entstehend neue Arbeitsplätze und sie beeinflusst zunehmend unser Leben. So wird sie z. B. bereits von der Polizei für die Kriminalitätsprävention genutzt: Wenn in bestimmten Gegenden zu bestimmten Zeiten eine hohe Wahrscheinlichkeit für Straftaten bestehen, werden vermehrt Polizisten dort auf Streife geschickt. Aufgrund der zunehmenden Bedeutung für unseren Alltag sollte das Thema daher auch in der Schule behandelt werden.

Zugang auf Suchanfragen von allen für alle – Google Trends

Einen möglichen unterrichtlichen Zugang stellt der Onlinedienst Google Trends® des Unternehmens Google® dar, der jedem Internetnutzer zumindest einen kumulativen Blick auf die gesammelten Suchanfragen ermöglicht – und das ohne Regis­trierung. Allerdings werden von Google Trends® keine absoluten, sondern nur relative Zahlen angegeben. Dabei erhält die maximale Zahl von Suchanfragen der letzten zehn Jahre den Wert 100. Beispielhaft sind hier Graphen gezeigt, aus denen hervorgeht, wie häufig zu einem bestimmten Zeitpunkt nach den Begriffen „Erkältung“ und „Hitze“ gesucht wurde. Die Zeitkurven verhalten sich gegenläufig (sie sind negativ korreliert). Das entspricht der Erfahrung, dass Erkältungen eher im Winter als im Sommer auftreten. Durch die Auswertung krankheitsspezifischer Suchbegriffe wird z. B. auch die räumliche Ausbreitung von Grippeerregern untersucht.

Eine mögliche Aufgabe für Schülerinnen und Schüler kann nun darin bestehen, Werte aus den Google-Trends®-Diagrammen abzulesen und sie mit einer Tabellenkalkulations-App, wie z. B. WPS Office® oder PlanMaker darzustellen. So kann man sich die Daten für zwei Suchbegriffe nicht nur als Zeitverlauf, sondern auch als Streudiagramm („Scatterplot“) anzeigen lassen. Ein derartiges Diagramm besteht aus Punkten, deren x- und y-Koordinaten hier für die (relativen) Häufigkeiten der beiden Suchbegriffe stehen.

 

Ergebnisse von Google Trends zu einer Suchanfrage
© Daniel Gembris | Ergebnisse von Google Trends zu einer Suchanfrage

Google-Werkzeug für die Analyse von Zusammenhängen

Diagramme lassen sich auch direkt von einem weiteren Google®-Onlinedienst erhalten: www.google.com/trends/correlate. Bei Eingabe der Internetadresse bitte auf das „.com“ achten.

Die Abbildung zeigt das Beispielergebnis einer dort abrufbaren Analyse. Man erkennt, dass die Benutzer, die nach dem Begriff „Hitze“ suchen, in ihren Anfragen häufig auch die Begriffe „Klimaanlage“ und „Klimageräte“ verwenden, was durch einen hohen Korrelationskoeffizienten von über 0,9 und einen ähnlichen Zeitverlauf der Suchanfragenhäufigkeit zum Ausdruck kommt.

 

Analyse-Ergebnisse
© Daniel Gembris | Analyse-Ergebnisse

 

Man sollte die Schülerinnen und Schüler darauf hinweisen, dass solche erkennbaren Zusammenhänge nicht immer auf eine Ursache-Wirkungs-Beziehung hinweisen. Ein bekanntes Beispiel: Wenn es mehr Störche gibt, werden mehr Babys geboren; die Störche sind dafür natürlich nicht verantwortlich. Zusammenhänge können sehr wohl auch auf Zufall beruhen.

Mögliche Lernziele sind, dass die Schülerinnen und Schüler Quellen für statistische Daten kennen, Zeitverläufe und Diagramme mit einer Tabellenkalkulation erstellen können und wissen, wie diese zu interpretieren sind. Lernziele für höhere Jahrgänge wären die Berechnung von Ausgleichsgeraden und die von Korrelationskoeffizienten.

Die Auswertung von Suchanfragen bietet nur einen schmalen Ausschnitt aus dem Themenkomplex Big Data. Neben dem mathematisch-technischen sollten aber unbedingt auch soziale Aspekte thematisiert werden, z. B. durch eine Selbst­reflexion der Schülerinnen und Schüler, welche Spuren sie im Netz hinterlassen.

Prof. Dr. Daniel Gembris

Weitere Informationen
Statistisches Bundesamt: www.destatis.de
Gemeinsames Portal des Bundes und der Länder: www.statistikportal.de/Statistik-Portal
Leitlinien für den Big-Data-Einsatz: www.bit.ly/2AXP8tk
Leitfaden Big Data im Praxiseinsatz: www.bit.ly/2xgaXlu

Tipp:
Beispielsweise könnten im Unterricht Zeitreihendaten zur Verbreitung von Smart­phones in der Welt und in Deutschland verglichen werden: Entwicklung der Zahl der Smart­phone-Nutzer (mit Prognose)

Beitrag teilen:

Facebook
Twitter
LinkedIn
Pinterest
XING
WhatsApp
Email

Ähnliche Beiträge

LE-SPIKE Essential-1920x1080px
Gesponserte Inhalte
9. April, 2024
Unsere Welt verändert sich schnell, fast täglich gibt es technische Innovationen. Die Art und Weise, wie Kinder lernen und wichtige Fähigkeiten erwerben, muss mit diesen Veränderungen Schritt halten. Wir brauchen einen Unterricht, der die Kinder optimal auf die Welt von morgen vorbereitet und die lebenslange Lust am Lernen weckt.
Header_MZ Blogbeitrag_04-2023 (17)
25. März, 2024
Trotz einer Reihe internationaler Programme wie der Weltdekade „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ (2005–2014) oder dem UNESCO-Weltaktionsprogramm BNE“ (2015–2019) sind Inhalte aus dem Kontext Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) noch nicht an allen Stellen in der deutschen Schulbildung und insbesondere im Fachunterricht Mathematik angekommen.
Version 2
29. Januar, 2024
Energieträger sind für die Wärmeerzeugung in Gebäuden unerlässlich und werden oft in Form von fossilen Brennstoffen wie Gas, Öl, Holz oder Kohle bereitgestellt. Einerseits ist aufgrund ihres begrenzten natürlichen Vorkommens ein sorgsamer Umgang mit diesen Ressourcen geboten. Andererseits entsteht durch die Verbrennung fossiler Energieträger das Treibhausgas CO2, das als Katalysator des Klimawandels gilt.
Header_MZ Blogbeitrag_04-2023 (6)
16. Januar, 2024
Es gehört zu den Kernaufgaben einer Lehrkraft, Schüler*innen Rückmeldungen auf ihre Lernleistung zu geben – in Form von Noten oder mit mündlichem oder schriftlichem Feedback. Bei der Methode des Peer Assessments wird diese Aufgabe von den Lernenden selbst übernommen: Sie geben sich wechselseitig Rückmeldung auf ihre erbrachte Leistung. Ob sie davon profitieren können, untersucht das Forscherteam Double, McGrane und Hopfenbeck in einer 2020 erschienenen Metaanalyse. Sie prüfen dabei zudem, wie die Methode effektiv im Unterricht umgesetzt werden kann.
Header_MZ Blogbeitrag_04-2023 (5)
11. Januar, 2024
Anlässlich des Internationalen Tags gegen Rassismus am 21. März 2023 veröffentlichte das Thüringer Bildungsministerium eine Handreichung für Thüringer Schulen zur Anwendung der Jenaer Erklärung gegen Rassismus im Unterricht. Die Publikation der Autoren Karl Porges und Uwe Hoßfeld und der AG Biologiedidaktik der Friedrich-Schiller-Universität Jena ist ein konkretes inhaltliches Angebot für rassismuskritische Bildungsarbeit an Thüringer Schulen.
Header_MZ Blogbeitrag_04-2023 (2)
20. Dezember, 2023
Der Einsatz von Escape Games oder EduBreakouts im Unterricht ist heute bei Weitem keine so exotische Methode mehr wie noch vor ein paar Jahren. Mittlerweile gibt es zahlreiche Formate dieses kreativen Konzepts und alle sorgen für motivierende Abwechslung im Klassenzimmer. Auch aus meinem Unterricht sind Escape Games kaum noch wegzudenken und meine Schüler*innen fordern diese regelmäßig mit den Worten ein: „Herr Bendlow, wann machen wir mal wieder ein Escape Game?“
Header_Entdeckt_04-2023
20. Dezember, 2023
Vor dem Hintergrund einer immer komplexer werdenden und zunehmend technisierten Gesellschaft werden Medienbildung und digitales Lernen auch im Bildungsbereich unabdingbar. Es gibt mehr und mehr hoch spezialisierte Berufsbilder, für die die sogenannten 21st century skills wie digitale Affinität, vernetztes Denken und Problemlösefähigkeit eine zentrale Rolle spielen. Gleichzeitig ist im Hinblick auf aktuelle gesamtgesellschaftliche Themen und Probleme wie den Klimawandel ein interdisziplinäres Denken und Arbeiten notwendig geworden. Ziel der Schulen muss es dabei sein, genau hier anzusetzen, um Schüler*innen auf neue Herausforderungen in der Berufs- und Lebenswelt vorzubereiten.
ORP_TeachEconomy_Header1_20220422
Gesponserte Inhalte
6. Dezember, 2023
Die Online-Plattform www.teacheconomy.de stellt eine Fülle lehrplanrelevanter Unterrichtseinheiten mit digitalen Ergänzungen bereit, die zeitgemäßen Wirtschaftsunterricht in Gesamtschulen und Gymnasien der Sekundarstufen I und II unterstützen. Ein neues Highlight ist die Filmreihe zur Berufsorientierung, bei der TikTokerin Selma einen Blick hinter die Kulissen von Digitalisierung, New Work und Co. wirft.
Header_Entdeckt_02-2023 (18)
30. November, 2023
Die Versauerung der Ozeane hat dem Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung zufolge einen erheblichen Einfluss auf marine Lebensformen, insbesondere auf jene, die ihre Skelette und Schalen aus Kalk aufbauen (zum Beispiel Korallen, Muscheln, Schnecken, Kalkalgen). Diese Organismen spielen eine essenzielle Rolle im marinen Ökosystem. Der niedrigere pH-Wert des sauren Wassers beeinträchtigt jedoch ihr Wachstum und kann das gesamte Ökosystem aus dem Gleichgewicht bringen.
Header_Entdeckt_02-2023 (19)
30. November, 2023
Die Anschaffung von Unterrichtsmitteln ist oftmals eine kostspielige Angelegenheit. Auf der Suche nach Alternativen, die zudem die Selbstständigkeit, Kreativität und das handwerkliche Geschick von Kindern fördern, lohnt sich der Blick über Ländergrenzen hinweg. So zeigt der informelle Sektor in den wirtschaftlich ärmeren Ländern unserer Erde Improvisationstalente und einen innovativen Reichtum, den man in der formalen Schule westlicher Staaten oft vergeblich sucht. Not macht erfinderisch – sie provoziert Einfälle auch für scheinbare Abfälle, und es gibt offenbar nichts, was sich nicht durch Recycling herstellen lässt.
Raumfahrtmedizin_ORP
Gesponserte Inhalte
12. Oktober, 2023
Das Schulmaterial der Deutschen Raumfahrtagentur im DLR und Klett MINT erklärt anschaulich, wie Astronautinnen und Astronauten die Veränderungen ihres Körpers erleben, wenn sie ins Weltall reisen und welchen Nutzen Ihre Erfahrungen für uns auf der Erde haben.
coocazoo_Blog_Schlau_mit_Wow_neu
Gesponserte Inhalte
20. September, 2023
Die kompakte, fächerübergreifende Unterrichtsreihe für die 3. und 4. Klasse aus dem Bereich Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) unterstützt Ihre Schüler:innen, fundierte Entscheidungen bei der Rettung unseres Planeten zu treffen. Am Beispiel von Plastikmüll lernen sie Zusammenhänge kennen und verstehen.